In vielen Gebieten der Welt wird sie verehrt: die Mutter Erde. Ihre Fruchtbarkeit speist sich aus dem Boden, der Grundlage des Lebens.
In der griechischen Mythologie wird die Göttin Gaia als Erde bezeichnet und spiegelt Leben, Mütterlichkeit, Körperlichkeit und Fruchtbarkeit wieder. Sie erschafft Leben und nimmt nach dem Tod die Menschen wieder auf – der Boden bildet für diesen Kreislauf das elementare Fundament.
In Tirol steckt man Holunderzweige in das Grab. Frische Triebe bedeuten, dass der Verstorbene im Himmel gnädig aufgenommen wurde. Denn der Holler- oder Holunderbusch gilt als Lieblingsbaum der germanischen Erd- und Himmelsgöttin Holla – heute bekannt aus dem Märchen über Frau Holle der Gebrüder Grimm. Besonders im alpenländlichen Raum gilt Holla heute noch als Beschützerin derer, die vom Boden leben – Menschen, Tiere und Pflanzen. Die Göttin herrscht außerdem über die Elemente, das Wetter und die Jahreszeiten.
Adam gilt in der jüdischen, christlichen und islamischen Religion als der erste Mensch. Es wird angenommen, dass der Name vom hebräischen „adāmā“ abgeleitet ist, was „Erde“ oder „Ackerland“ bedeutet. Adams Name wird damit erklärt, dass Gott ihn aus der Oberfläche (adim) des Bodens erschaffen haben soll.
In Deutschland war es lange Zeit üblich, kranken und schwachen Neugeborenen zur Stärkung „Erdnamen“ wie Erdmann (Deutsche Übersetzung von Adam), Erdmut, Erwin, Erdmar oder Erda zu geben.
In der chinesischen Fünf-Elemente-Lehre spielt die Erde eine wichtige Rolle, sowohl in der Theorie der Naturbeschreibung als auch in der traditionellen chinesischen Medizin. Yin und Yang vereinen in der chinesischen Philosophie Himmel und Erde.
Auf Hawaii steht der traditionelle Hula-Tanz in enger Verbindung mit der Erde. Durch diesen Tanz wird der Boden massiert und Erdenergie freigesetzt. Dies verkörpert die Verbindung zwischen dem Universum und den Menschen.
Bei jüdischen Bestattungen außerhalb von Israel legt man dem Verstorbenen einen kleinen Sack mit Boden aus Israel mit ins Grab. So wird die Person symbolisch im Heiligen Land begraben und kann bei Ankunft des Messias von ihren Sünden freigesprochen werden.
Boden spielt im Bewusstsein der australischen Aborigines eine große Rolle. So symbolisiert die rote Farbe ihrer Flagge auch die rote Erde des Kontinents.
In Bali gelten Neugeborene in den ersten 105 Tagen als heilige Wesen und dürfen nur von der Mutter getragen werden. Bei dem darauf folgenden Ritual wird das Kind vorsichtig auf den Boden gestellt und gilt erst dann als Teil der irdischen Welt.
In Saudi Arabien besteht die aus der Beduinen-Kultur stammende Kaffeezeremonie u. a. darin, dass etwas Flüssigkeit auf den Boden geschüttet wird, um Gott symbolisch für die Ernte zu danken.
In Skandinavien tritt Mutter Erde als Māra in vielen Liedern auf und wird als die Personifizierung alles Materiellen und der Natur verehrt. Māra symbolisiert die Mutter und Behüterin der Natur und der Elemente.
In Indien werden Kühe als heilige Lebewesen verehrt. Sie verkörpern die Mutter Erde und den Sitz der Götter. Die gewonnene Butter, Milch und der Dung sind essentielle Elemente bei indischen Ritualen.
Die Erde ist für die nordamerikanischen Ureinwohner heilig. In Ritualen zelebrieren sie die Ehrfurcht vor dem Boden und die Verbundenheit mit dem Kosmos. Die Erde gilt als die Mutter allen Lebens.