Die Welt rückt zusammen, Produktion und Konsum kennen heute keine nationalen Grenzen mehr: Unser Lebensstil wirkt sich damit unmittelbar auf die entferntesten Teile der Erde aus – und auf deren Böden, wie auch auf unsere eigenen.
Ob Obst, Gemüse, Getreide für Brot oder Feldfrüchte als Tierfutter: Über 90 Prozent unserer Nahrungsmittelproduktion hängt unmittelbar vom Boden ab. Auch Holz für die Papier- und Möbelproduktion oder Baumwolle für unsere Kleidung könnten ohne Boden nicht wachsen. Unter ihm lagern zudem Erdöl und -gas sowie Mineralien, die wir unter anderem für den Bau von Gebäuden, für Fernseher und Mobiltelefone benötigen.
Doch während die Nachfrage nach der kostbaren Ressource wächst, wird fruchtbarer Boden immer knapper. Allein durch Landdegradation ist die Existenzgrundlage von mindestens 1,5 Milliarden Menschen gefährdet. In den am stärksten betroffenen Gebieten in Afrika, Lateinamerika und Asien leben besonders viele Menschen direkt von der Landwirtschaft, die dort Haupteinnahmequelle ist und zugleich der unmittelbaren Ernährungssicherung dient. Wenn die Bodenqualität abnimmt, sinken auch die Erträge der Bauern. Infolge steigen die lokalen Lebensmittelpreise. Die weltweite Verknappung des insgesamt verfügbaren fruchtbaren Ackerlands – durch Bebauung, aber auch Zerstörung durch Bergbau – führt zu weiterem Druck auf die Ressource Boden. Auch die globalen Lebensmittelpreise sind davon betroffen.
Statistisch stehen jedem Menschen auf der Welt 0,2 Hektar fruchtbaren Landes zu, 2050 werden es gar nur noch 0,15 Hektar sein. Dazuhin ist der globale „virtuelle Landverbrauch“ ungerecht verteilt: Jeder EU-Bürger nutzt im Jahr durchschnittlich 1,3 Hektar Land. Fast 60 Prozent der für den europäischen Konsum genutzten Flächen liegen zudem außerhalb der EU.
Ein großer Anteil unseres Landverbrauchs ist auf die Nachfrage nach Soja zurückzuführen – das Futtermittel für die Tiere, die am Ende auf unseren Tellern landen. In Ländern wie Argentinien und Brasilien führt der Soja-Anbau zu massiven Umweltzerstörungen, aber auch zu Aufkäufen riesiger Landflächen durch multinationale Konzerne. Sind die Landrechte nicht geregelt, verlieren dort ansässige Bauern oft ohne Entschädigung ihre Existenzgrundlage und müssen sich eine neue Heimat suchen. Doch internationale Investitionen in Land bergen auch Chancen; Investoren bringen Kapital ins Land, können durch gezielte Ausgaben die Nutzung der Landflächen verbessern und den Bauern einen Zugang zum Weltmarkt eröffnen. Ein Streitgespräch reflektiert den komplexen Sachverhalt.