Im deutschen Sprachgebrauch wird "Desertifikation" häufig etwas verkürzt mit "Wüstenbildung" übersetzt. Das Problem, das dieser Begriff beschreibt, ist jedoch Ergebnis eines vielschichtigen Prozesses, der von Menschen in Gang gesetzt und durch den Klimawandel noch verschärft wird.
Man spricht von Desertifikation, wenn in Gebieten mit relativ trockenem Klima die natürlichen Ressourcen (Boden, Vegetation, Wasser) als Folge einer zu intensiven Nutzung durch den Menschen beeinträchtigt oder zerstört werden. Eine solche Zerstörung hat dramatische Folgen: Die Vegetation geht zurück oder verschwindet vollständig; Wasser wird zum Mangelgut; die Böden erodieren, versalzen oder versanden; Sand wird vom Wind verfrachtet und zerstört die Infrastruktur. Kurz: Das Land wird unfruchtbar und verödet. Man spricht dann häufig auch von Landdegradierung.
Trockengebiete machen rund 40 Prozent der Landfläche der Erde aus. Sie bilden den Lebensraum und die Existenzgrundlage für einen großen Teil der Weltbevölkerung: Allein im ländlichen Raum der Trockengebiete – das heißt außerhalb großer Städte – lebt rund eine Milliarde Menschen.
Desertifikationserscheinungen sind inzwischen in 70 Prozent aller Trockengebiete festzustellen. Betroffen sind derzeit 36 Millionen km², eine Fläche dreieinhalb Mal so groß wie Europa. In Afrika leben 40 Prozent der Gesamtbevölkerung in Gebieten, die von Desertifikation bedroht sind, in Asien 39 Prozent, in Südamerika 30 Prozent. Es sind gerade die Entwicklungsländer, die besonders unter der Zerstörung von Land und Ressourcen leiden: Die 50 am wenigsten entwickelten Länder sind besonders stark von der Desertifikation betroffen. In diesen Ländern nehmen Trockengebiete rund zwei Drittel der Landesfläche ein.
Die Konvention der Vereinten Nation zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD) ist eine der drei sogenannten Rio-Konventionen neben der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und dem Übereinkommen zum Erhalt der Biodiversität (CBD).Die UNCCD ist das einzig internationale Übereinkommen für den weltweiten Erhalt von Land. Ihr Ziel ist es, Desertifikation, Landdegradierung und Dürre weltweit zu verhindern und damit zu wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung beizutragen.197 Staaten inkl. der EU sind der Konvention seit ihrem Inkrafttreten im Jahr 1996 beigetreten.
Das Sekretariat der UNCCD ist in Bonn angesiedelt. Mit ihrem Anliegen, den Teufelskreis aus Landknappheit, Hunger, Migration und Ressourcenkonflikten besonders in den ärmsten Ländern zu durchbrechen, ist die UNCCD die am stärksten entwicklungspolitisch orientierte Rio-Konvention. Die Konvention sichert den betroffenen Ländern eine langfristige, verbindliche Unterstützung auf internationaler Ebene zu. Damit stärkt sie gemeinsames Handeln gegen Desertifikation weltweit – denn nur so lassen sich diese globalen Probleme effektiv bekämpfen. Zentraler Ansatz der Konvention ist die Verbreitung nachhaltigen Landmanagements. Gemeint ist der verantwortungsvolle Umgang mit den natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser, Wald und biologische Vielfalt zum Erhalt für zukünftige Generationen. Nachhaltiges Landmanagement ist gleichzeitig Hebel für die Erreichung diverser Umwelt-, Klima- und Entwicklungsziele. Mit der Verankerung von Landdegradationsneutralität ("Land Degradation Neutrality” LDN) in den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDG 15.3) hat die UNCCD weiter an Relevanz gewonnen.
LDN steht für das Versprechen der Weltgemeinschaft, den globalen Verlust an Boden und Vegetation bis 2030 zu stoppen und – wo immer möglich – degradiertes Land wiederherzustellen. 128 Vertragsstaaten der UNCCD haben bereits über nationale LDN-Ziele ihre Anstrengungen für nachhaltiges Landmanagement verstärkt. Deutschland wird im Rahmen der UNCCD durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vertreten und nimmt als Sitzstaat des UNCCD-Sekretariates eine Vorreiterrolle ein. So unterstützt Deutschland das größte bilaterale Portfolio an Entwicklungsprojekten zur Umsetzung des Übereinkommens. Zusätzlich trägt es zur Finanzierung des Konventionsprozesses bei.
Ausführliche Informationen zur Desertifikation, ihren Ursachen und Folgen und den Möglichkeiten zur Desertifikationsbekämpfung finden Sie auch auf den Seiten der GIZ und des BMZ sowie der UNCCD (englischsprachig)
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