Der Boden lebt. Doch wie viele Lebewesen in ihm wimmeln und arbeiten, bleibt Menschen meist verborgen. Das mobile Forschungslabor „Umweltbus Lumbricus“ bietet Kindern und Jugendlichen des - halb einen Einblick in das Treiben – mit Bohrstock, Lupe und Mikroskop.
Tausendfüßler, Asseln, Spinnen, Schnecken, Käferlarven oder Regenwürmer: All diese Tiere leben – in der Regel unsichtbar für den Menschen – im Erdreich. Doch im Verborgenen arbeiten sie mit beispielhaftem Fleiß, zerkleinern Laub, Zweige und andere abgestorbene Pflanzenteile und verarbeiten sie zu nährstoffreichen Bodenbestandteilen.
Ihr Treiben sichtbar zu machen, ist das Ziel des Teams vom Umweltbus Lumbricus, das Schulklassen der Jahrgangsstufen fünf bis 13 praktische Umweltbildung anbietet.
„Zu unserer Boden-Werkstatt kommen die Schülerinnen und Schüler meistens mit wenig Vorwissen“, sagt der Umweltpädagoge Ottmar Hartwig. „Deshalb erklären wir zunächst die Grundlagen zum Boden und zur Bodenentstehung, bevor wir ins Gelände gehen.“
Dort gibt es den Boden zum Anfassen: Die Mädchen und Jungen nehmen an mehreren Standorten Proben von der Bodenoberfläche oder schlagen einen Bohrstock in den Untergrund und untersuchen die verschiedenen Horizonte des Bodens.
Namensgebend für die beiden mobilen Umweltstationen der Natur- und Umweltschutzakademie Nordrhein-Westfalen ist ein Bodenbewohner: Lumbricus terrestris, der Gemeine Regenwurm. Er begegnet den Schülern häufig, wenn sie ihr Probenmaterial im rollenden Klassenzimmer untersuchen, das mit einer Vielzahl von Mess- und Analysegeräten ausgestattet ist. Hier können sie z. B. den pH-Wert des Bodens ermitteln und lernen auf dieser Grundlage, welchen Einfluss verschiedene Faktoren auf Humusbildung und Pflanzenwachstum haben. Und anhand der Proben aus dem Bohrstock lernen die Schüler anschaulich, worauf es bei einer gesunden Bodenstruktur ankommt.
Bei den Untersuchungen machen die jungen Forscher auch Bekanntschaft mit zahlreichen Bewohnern des Erdreichs. „In unserem Bus nehmen sie die größeren Bodentiere genauer unter die Lupe“, so Hartwig. Die Klassen erfahren aber auch, dass Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze – welche teilweise nur mit dem Mikroskop zu erkennen sind – die organischen Substanzen weiter ab- und umbauen, und damit letztlich Mineral- und Nährstoffe freisetzen, die Pflanzen für ihr Wachstum benötigen. Zum Abschluss der Bodenwerkstatt präsentieren die Mädchen und Jungen ihre Ergebnisse. Mit Hilfe eines Projektionsmikroskops kann die ganze Gruppe alle gefundenen Bodentiere auf einem Großbildschirm beobachten. „Damit die Schüler die faszinierenden Eindrücke und Zusammenhänge nicht so schnell vergessen, erstellen wir aus den Aufnahmen einen Film“, erklärt Ottmar Hartwig.
Das mobile Lernlabor kommt bei Schülern wie Lehrern gut an, denn es verbindet Lernen mit persönlichen Eindrücken und ein wenig Abenteuer. Dass Boden viel mehr ist als „Dreck“ – gar die Basis unseres Lebens – das bleibt in jedem Fall hängen. Allen weiteren Erinnerungen hilft der Videoauftritt des Lumbricus terrestris auf die Sprünge – eins der vielen Lebewesen, die sonst im Verborgenen arbeiten und für einen guten Boden sorgen.