Knollige Kartoffeln, Möhrchen mit drei Beinen, überdimensionale Zucchini – Gemüse, das nicht dem Standard entspricht, wird im großen Stil schon beim Bauern aussortiert und entsorgt, statt ins Supermarktregal zu gelangen. In Deutschland trifft das auf rund ein Viertel aller eingekauften Lebensmittel zu. Das sind pro Jahr rund 6,6 Mio. Tonnen Nahrung – mehr als 80 kg pro Kopf.
Diese Verschwendung von Nahrung beginnt schon bei den Zulassungsverfahren der EU. Eine 18-seitige Verordnung widmet sich allein den Äpfeln, für die ein Querdurchmesser von mindesten sechs Zentimetern vorgegeben ist. Für unterschiedliche Typen gibt es zudem verschiedene Vorgaben hinsichtlich der Färbung.
Tanja Krakowski und Lea Brumsack von der Initiative „Culinary Misfits“ finden, dass man kulinarische Sonderlinge nicht wegwerfen, sondern genießen sollte. Die beiden Designerinnen sehen sich als Food-Aktivistinnen zwischen ästhetischem Arbeiten und Küchenhandwerk. Koch-Workshops mit schrägem Gemüse und ein Catering für besondere Anlässe gehören ebenso zu ihrer Arbeit wie das Gestalten von Ausstellungen und Dekoprodukten aus Gemüse.
„Inspiriert wurden wir durch die ästhetisch und geschmacklich geringe Auswahl an Obst und Gemüse in den Supermärkten“, sagt Brumsack – und durch das Bewusstsein, wie viele Lebensmittel wegen ihrer vermeintlich unperfekten Form weggeworfen werden.
Regionale, und auch alte Sorten aus nachhaltigem Anbau zu unterstützen, liegt Brumsack und Krakowski am Herzen. Die Gemüse, mit denen sie kochen und gestalten, beziehen sie von Bauern, deren Höfe sie kennen. „Wir wollen die Gesichter und den Acker hinter den Produkten kennen“, so Brumsack.
Bis 2050 muss die Welt laut Berechnungen der Vereinten Nationen 60 Prozent mehr Nahrung als heute produzieren, um die Weltbevölkerung zu versorgen. Dafür müssen wir dem Boden nicht unbedingt immer mehr abringen. Vieles kann auch durch ein bessere Verteilung erreicht werden – und durch weniger Wegschmeißen. Gelänge es, die Lebensmittelverschwendung um die Hälfte zu reduzieren, würde das bereits 20 Prozent der zusätzlich benötigten Lebensmittel bereitstellen. Einen Beitrag dazu können auch sehr krumme Gurken und zweibeinige Möhren leisten.